Die Currywurst

 

Manchmal ist es ja so, dass sich alles zu überschlagen scheint. Ich telefoniere, gleichzeitig trifft eine Mail mit rotem Ausrufezeichen ein. In der Tür steht eine Frau, die mich etwas fragt. Ich schaue auf die Uhr, in 5 Minuten muss ich bei einem Hausbesuch sein zu dem ich bestimmt 30 Minuten fahre. Vorher muss ich noch Unterlagen kopieren, mich auf den Besuch vorbereiten. So renne ich hin und her, sage irgendwas, dass ich gar nicht unter Kontrolle habe, höre irgendwas, was ich nicht mehr aufnehmen kann. Dann springe ich in mein Auto und fahre los. Auf der Straße fahren alle langsam, dass macht mich unruhig, ich habe keine Zeit. Dann spüre ich, dass ich Hunger habe und denke daran dass ich noch 3 Hausbesuche bewältigen muss, bevor ich nach Hause komme. Bei Roller ist eine Currywurstbude. Ich hole mir eine Wurst und bitte darum sie nicht zu zerschneiden sondern mit Senf und Ketschup in das Brötchen zu klemmen. Damit fahre ich weiter. Dann hopst mir plötzlich die Wurst aus dem Brötchen, kullert mir mit Senf und Ketschup über den Bauch, fällt in den Fußraum. Dort rollt sie nun in jeder Kurve zwischen Gas und Bremse hin und her. Ich versuche sie zu angeln, aber das gelingt mir nicht. Dann schaue ich an mir herunter und denke prima, wie bekomme ich das jetzt sauber? Ah ich habe eine Flasche Wasser in der Tasche. Die klemme ich mir nun zwischen die Beine und öffne sie. Durch meine Rennerei ist die Wasserflasche wie aufgeladen, nach einem Zisch spritzt mir eine Fontäne ins Gesicht, meine Harre klatschen an der Stirn. Schnell schaue ich in den Spiegel uh! Stopp! Das ist das einzige was mir einfällt. Und so fahre ich ganz langsam zur nächsten Ausfahrt, stelle mich auf einen Parkplatz und denke, das war`s. Nirgends kannst du so hinfahren. Ich sage alle Hausbesuch für den Nachmittag ab und fahre nach Hause. Die Currywurst als Schlüsselerlebnis. Das kleine Stoppschild in meinem Kopf. Immer wenn ich merke ich bin am rennen, hasten und eilen, dann sag ich mir Stopp! Eins nach dem anderen, genau in der Zeit, die es braucht, ich lasse mich von nichts und niemandem aus meiner Ruhe bringen, das kann nur ich allein. Alles gut gegangen! Es hätte schlimmer kommen können! Stopp! Also weil diese Erfahrung für mich sehr wertvoll und auch lustig war, habe ich mir vorgenommen sie möglichst vielen Leuten zu erzählen, dann können auch sie drüber lachen und wenn sie merken sie kommen in Eile dann sollten sie doch an meine Currywurst denken. Funktioniert aber nicht immer … Als ich die Geschichte bei einer Dienstberatung erzähle sagt doch eine Kollegin: „siehste, aus dem Grund habe ich immer Wechselwäsche dabei“ ???